Tag 64/2016: Busse überholen

Ich setze große Hoffnungen in autonomes Fahren, Level 5, gemäß Europa/USA-Klassifizierung, vor allem, wenn ich mir ansehe, was fast täglich allein an meiner Lieblingsbushaltestelle passiert. Geduld ist nicht so die Stärke von ca. 70% der Autofahrer, die ca. 30-45 Sekunden warten müssen, bis der Bus wieder weiterfährt.

Heute stand da der Bus, hinter diesem zwei Autos, die Fahrer/innen warteten ausnahmsweise. Sinnvoll, denn die Straße macht dort eine leichte Kurve, was die Situation etwas unübersichtlich macht.

Als dann der Bus anfährt, überholt von ganz hinten ein Paketdienst-Fahrer mit seinem Transporter beide Autos und den Bus. In der Kurve. Und nun muss der Paketdiensttransporterfahrer auch noch beschleunigen, denn Autos und Bus werden ja auch immer schneller. In der Kurve, jederzeit kann Gegenverkehr unvermittelt auftauchen. Und, ach ja, Tempo 30 ist auf der Straße auch noch einzuhalten. Bzw. wäre einzuhalten.

Für autonomes Fahren diskutiert man ja gerne ethische Dilemmata (soll das Fahrzeug das kleine Kind anfahren, das zwischen geparkten Autos hervorhüpft oder in die Gegenspur ausweichen und in ein Auto mit 4 Personen rammen?).

Dabei gibt es unsagbar viele Momente mehr auf den Straßen, in denen 2-Tonnen-Fahrzeuge von charakterlich fahruntauglichen $*+!§$@ in unnötigen Manövern gelenkt werden. Ein Dilemma wirkt da fast wie ein Luxusproblem.

Tag 31/2016: Erdbeeren waren gerade aus

„Kinder, wollt ihr Süßigkeiten?“ – „Jaaaaa“ – „Ich hab euch Strauchtomaten mitgebracht. Denn die besten Süßigkeiten wachsen am Strauch!“.

Klar.

Bartblume, Besenginster, Faulbaum, Korkspindel, Ölweiden, Zwergmispel oder Hortensie. Die Brutstätten süß-klebrigen Naschwerks.

Tag 21/2016: Service-Roboter der Klasse W1

Service-Robotern der Klasse W1 begegnet man nicht täglich auf dem Weg in die Arbeitsstation. Klasse-W1-Roboter sind farblich perfekt an ihre Umgebung angepasst. Sie verfügen über die Eigenschaft, völlig lautlos auf ihren Einsatz warten zu können.

Der hier verharrte schon seit Stunden am gleichen Platz, es sind keinerlei Fortbewegungsspuren zu erkennen. Als ich mich ihm näherte, leuchteten seine Umgebungssensoren nicht auf. Vermutlich war sein Energy-Pack eingefroren.

Tag 20/2016: Unerwartete Hilfsbereitschaft, reziprok

Es muss ein interessanter Anblick gewesen sein, wie dieser Mann in der Dunkelheit mit seinem Rad herumgehopst ist, in schwarzer beinahe-Kylo-Ren™-Montur, Mütze, Fahrradhelm, Reflektorband mit 4 roten LED. Gehopst, weil der Vorderreifen plötzlich Luft verlor und er testen wollte, ob noch genug Luft im Schlauch ist. Dazu kam ein etwas grobmotorischer Abstieg, weil Herrenräder (Räder mit Oberrohr, ohne tiefen Einstieg) in Kombination mit einem Kindersitz mit Rückenlehne sowieso eine Herausforderung darstellen, erst recht bergauf.

Frustriert steht er also neben dem Rad und hantiert mit der Luftpumpe herum, als er ein Auto wahrnimmt, das langsamer wird und dann neben ihm anhält. Fensterkurbeln. Will jemand nach dem Weg fragen?

Nein. Eine Frau blickt aus dem Fenster und fragt besorgt: „Kann ich ihnen helfen? Ist alles ok?“ – Ha! Sowas! So volltrunken hat die Ist-noch-Luft-im-Reifen-Aktion also gewirkt. Sie hat den prüfenden Blick einer Ärztin, die jede Antwort auf mögliche Ausflüchte und Ausreden überprüft.

Die Schilderung des Mannes wirkt schließlich glaubwürdig, die Frau ist zufrieden, er bedankt sich für Ihre Fürsorge.

Und ich schiebe also nach Hause.