Tag 169/2016: Realtime non-violent communication API (RNVCA)

Das wäre mal was: Eine Programmierschnittstelle, der man eine Formulierung schickt und eine andere zurückbekommt. Diese andere Formulierung wurde in gewaltfreie Sprache umformuliert.

Sagt Wikipedia:

Gewaltfreie Kommunikation soll Menschen ermöglichen, so miteinander umzugehen, dass der Kommunikationsfluss zu mehr Vertrauen und Freude am Leben führt. GFK kann in diesem Sinne sowohl bei der Kommunikation im Alltag als auch bei der friedlichen Konfliktlösung im persönlichen, beruflichen oder politischen Bereich hilfreich sein.

Ziel ist „die Entwicklung einer wertschätzenden Beziehung

Gerade jetzt, wo Chats und Messaging-Systeme allgegenwärtig werden, während alle mehr und mehr Druck und Stress fühlen, sollte jede Äußerung generalsaniert werden. Egal wie man sich „anschreit“, es kommt immer nur ein freundlicher – aber zielführender – Dialog dabei raus. Keine Kritik, die sofort zur Abwehrhaltung führt. Kein Satz, der keine Alternative zulässt. Natürlich auch keine Aggro-Emoji.

Weil manche Formulierungen eigentlich Vorab-Fragen und mehr Kontext-Information benötigen, werden diese schon vor dem Absenden an den Sender gestellt. Diese „Bremse“ führt zu einem vermehrten Lerneffekt. Je weniger Umformulierungen die API vornehmen muss, desto mehr Punkte gibt es.

Ab einer gewissen Punkteanzahl wird man für ein neues Level freigeschaltet: Das Telefonier-Level. War vorher gesperrt, jetzt darf man sich Voice-to-Voice unterhalten. Aber nur mit den Leuten, die auch schon „auf diesem Level“ sind. „Der Gesprächsteilnehmer X steht leider für ein Sprachgespräch noch nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie ihn auf diesem Weg im betreuten Chat-Bereich“.

Oh ja, das ist ausbaufähig.

Tag 168/2016: Einfach mal quatschen jetzt

Aktuell und die kommenden Tage bieten sich wieder gute Gelegenheiten, Freunde und Bekannte anzurufen um, O-Ton, „einfach mal wieder ein bisschen zu quatschen“.

Wichtig ist der Zeitpunkt, kurz nach dem Anpfiff. Am Besten beginnt man das Gespräch direkt mit „Du, heute beim Radfahren, da musste ich richtig schwitzen“. Oder: „Wusstest du, dass man geschälte Äpfel mit Zitronenwasser beträufeln sollte?“.

So schnell kann telefonieren gehen. „Ach, jetzt ist es schlecht? Kein Problem, ich ruf später an.“

(Während der Fußball-WM.)

Tag 167/2016: Viel Flugverkehr, viel Regen, viel Lärm um nichts

Viel Flugverkehr. Mindestens 12 Transportflugzeuge sind heute über Regensburg hinweggeflogen. Erst 6, dann 4, dann 2 – habe ich vom Büro aus gezählt. Relativ tief geflogen, auf dem Foto von der Handyknipse kommt das nicht rüber. Der Twitteraccount der Bundeswehr hat eine Anfrage von mir bekommen, vielleicht kommt ja eine Antwort. Warum auch nicht.

Viel Regen. War es danach oder davor? Ein Mega-Gewitter blitzte auch kurz vorbei. Fasziniert habe ich ein paar Fußgänger beobachtet, die der Natur trotzten und stoisch durch den Regenguss marschierten. Werd ich nicht schlau. Ein Freund von mir denkt in Richtung Phänomenologie.

Sagt Wikipedia:

Inwieweit der Phänotyp durch Umwelteinflüsse beeinflussbar ist, hängt von der Reaktionsnorm ab. Diese Möglichkeit auf Umwelteinflüsse zu reagieren, ist genetisch festgelegt.

Viel Lärm um nichts. Traurig mitanzusehen, wie ein paar Medien vom ersten Tag an aus einem Anfangsverdacht eine Affäre hochjazzen wollen. Zwar wissen sie alle noch nichts, weil die Abteilung Investigativer Journalismus vor 15 Jahren schon eingespart wurde, aber man kann ja schonmal rumvermuten im Stile von „Zwar gilt die Unschuldsvermutung, aber wenn…, dann…., wenn…, dann…„. Und weil es Monate dauert, bis tonnenweise Akten durchgearbeitet und Personen befragt werden, wird uns jetzt parallel zur Nachfolgedebatte des Bundespräsidenten auch noch hier monatelang atemlos in Live-Tickern von jeder Pressekonferenz berichtet werden…

 

Tag 166/2016: Web-App-Vulnerability Scanner

Verschiedene Open-Source-Tools um Schwachstellen in Web-Applikationen zu finden, teils voll-, teils halb-automatisiert; teils Kommandozeile, teils GUI; teils aktueller, teils älter.

Auch geeignet, um die Bandbreite an potentiellen Schwachstellen kennenzulernen und ein wachsameres Auge in eigenen Programmierprojekten zu haben.

 

Tag 165/2016: Entwicklerkonferenz WWDC 2016

Der Live-Event läuft gerade, Anfang leider verpasst. Bin dort eingestiegen, wo sich das größte Zeitverschwendungspotential für die Jugend offenbart: Chat & Messaging. Aber: Wohlwollend bemerkt, dass Apple versuchen will, die Privatsphäre im Bereich Messaging zu schützen. Einerseits sollen Algorithmen und Vernetzung einen Mehrwert bei der Kommunikation bieten (Empfehlungen, Apps von Dritten, Bezahlsysteme usw.), andererseits die Nachrichteninhalte selbst möglichst weitgehend verschlüsselt bleiben. Wie könnte das funktionieren? Der Ansatz ist einerseits Rückgriff auf Differential Privacy, andererseits rechenintensive client-seitige Berechnungen auf der Hardware („On-Device“), um nicht alle Daten an eine KI in der Cloud verfüttern zu müssen.

Sagt Wikipedia:

Um auf verschlüsselten Daten Operationen auszuführen, muss meist eine vollständige oder partielle Entschlüsselung vorgenommen werden, die mit entsprechenden Kosten verbunden ist. Außerdem verhindert der Einsatz von Verschlüsselung eine uneingeschränkte Veröffentlichung.

Daher sucht man nach Verfahren, mit denen man Informationen unter Wahrung der Privatsphäre veröffentlichen kann, ohne die Daten zu verschlüsseln.

Differential Privacy verfolgt hierbei den Ansatz, Daten mit Rauschen zu versehen, um eindeutige Aussagen über bestimmte Eigenschaften der Daten unmöglich zu machen.

Bin gespannt.

UPDATE: Siehe Links zum Thema Differential Privacy bei Tag 197.

Tag 164/2016: Morgen ist Wahl des Bundespräsidenten

…nicht. Sondern, wenn nichts dazwischenkommt, im Februar 2017. Wir haben also noch 18 Tage in diesem Monat, dann Juli, August, September, Oktober, November, Dezember, Januar, Februar.

Aber, weil Joachim Löw, äh, Freudscher Versprecher heute, unser Bundespräsident Joachim Gauck nicht bis Februar 2017 warten konnte, mit seiner Äußerung, aus Altersgründen nicht noch eine 2. Amtsperiode antreten zu wollen, passiert nun Folgendes:

Wir werden noch 18 Tage in diesem Monat, dann Juli, August, September, Oktober, November, Dezember, Januar, Februar Tag für Tag, im Internet, in Zeitungen, im Radio und im Fernsehen jedes noch so „spannende“ Detail an Info, Äußerung, Meinung, Forderung, Argumentation, strategischem Winkelzug von jedem Politiker aus der 1., 2., 3. und 4. Reihe zum Thema, garniert in Kommentaren, ignorieren müssen, bis es dann endlich soweit ist (z.B. Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger für Steinmeier / Warum Claudia Roth es nicht wird / XY bringt Schäuble ins Gespräch / …). Und jetzt schon vereinzelt, spätestens aber 3 Monate vorher, wird dann noch die Dauerdiskussion Vom-Volk-wählen-oder-nicht dazukommen.

Langweilige Wette.

Tag 163/2016: Progressive Web Apps

Vor ein paar Tagen hat mir ein Kollege diesen Link geslackt: Why Britain banned mobile apps.

“If you believe in the open internet that will always win” (Ben Terrett, former head of design at the UK Government Digital Service)

Statt den Schwerpunkt auf Apps zu setzen, verbunden mit hohen Kosten, ständigem Aktualisierungsdruck und dem Problem der Reichweite, setzt man auf Web-Apps und Responsive-Design.

Deshalb bin ich auch auf die Talks der Cross-Platform-Conference XPC 2016 gespannt (Keynote Christin Heilmann), hatte heute aber nur Zeit für die Keynote.

Dort hat Christian einen aktuellen Post „State of the gap“ von Remy Sharp erwähnt, der äußerst lesenswert ist. Was kann man mittlerweile mit den Browsern umsetzen, ohne eine Technologie wie Phonegap nutzen zu müssen? Es hat sich einiges getan, von der Abfrage des Ladezustands der Batterie über Nutzung der Kamera, App-Manifesten und der nativen Installation der Web-App auf dem Homescreen.

Einen Einstieg in die Thematik gibt die Projektseite zu den Progressive Web Apps auf developers.google.com.

Tag 162/2016: Beyoncé niest – und ihre Fans flippen aus

Mit dieser Meldung hat heute mein Zeitungstag begonnen: „Beyoncé niest“. Eigentlich hat er mit dem Lokalteil begonnen, aber diese wichtige Meldung hat alle anderen so überlagert, dass ich nicht mehr sagen könnte, was sonst noch passiert ist.

Was für ein Scoop! Und astreine Kriterien „[…] wahrheitsgemäß und sorgfältig wiedergegebene Information […] auf faire Weise von ausgebildeten Journalisten ausgewählt […] weil sie interessant, von allgemeiner Bedeutung oder aber in den Augen der erwähnten Journalisten für die Zuhörer von persönlichem Belang sind […]“ (Nachricht/Journalismus, nach veralteten Standards).

Bildschirmfoto eines Google-Suchergebnisses mit dem Term "Beyonce niest"
Bildschirmfoto eines Google-Suchergebnisses mit dem Term „Beyonce niest“ vom 10.06.2016

Aber, das Beste an der Sache ist, welches Potential dieser investigativ recherchierten Meldung innewohnt. Die Definition von „Niesen“ offenbart nämlich, laut Wikipedia:

Weitere mögliche Auslöser für Niesen sind helles Licht (photischer Niesreflex) oder sexuelle Erregung.

Wunderbar! Das Thema könnte man vertiefen. Und bebildern.

Aber noch mehr:

Beim Niesen können durch Tröpfcheninfektion Krankheitserreger übertragen werden.

Krankheitserreger! Drama Baby!

Vielleicht für eine Follow-up-Story: „Besucher nach Konzert von Beyoncé erkrankt. Nur Antibiotika konnten ihn retten.“.

Oder, Zitat: „Sie hätte nie in diesem Zustand auf die Bühne gehen dürfen. Das ist unverantwortlich. Sie ist nicht nur ein Superstar, sondern auch eine Superspreaderin!“

Superspreaderin? Auf jeden Fall!

Tag 161/2016: Uvularer-Vibrant-Situation

Es kommt einfach nicht aus er Mode, das „Hey Alter!“. Manchmal betont langsam „Hey Aaaaaalter“, manchmal guttural „Hey Alt-r!“.

Die Angaben darüber, welche Artikulationsorte als guttural bezeichnet werden können, schwanken. Hadumod Bußmann nennt Postalveolare, Palatale, Velare und „bisweilen auch“ Uvulare. Helmut Glück nennt die Artikulationsorte von postpalatal bis glottal. Otto von Essen (1979: 75) beschreibt guttural als: „postpalatal, velar, uvular“.

Absolut! Jedenfalls sitze ich heute im Bus, als plötzlich ein Mitbruder im Bus zu jemand „Hey Alt-r“ gutturaliert und noch ein paar Satzfragmente mit „isch“ und sowas. Ich hab dann kurz meinen Blick in die Richtung schweifen lassen und glaubst du nicht, das „Hey Alter“ galt seiner Freundin. Seiner Freundin! „Hey Alter!“.

Wtf?

kwT.

Tag 160/2016: Und weg!

Heise berichtet, dass DDoS-Angriffe immer heftiger und billiger werden. Resultat dieser absichtlich herbeigeführten Server-Überlastungen ist beispielsweise, dass Webauftritte nicht mehr erreichbar sind, die Internet- und Telefonie-Anbindung ganzer Unternehmen wegbricht oder kleine Rechenzentren mit allen Diensten dahinter nicht mehr stabil erreichbar sind.

Allein im ersten Quartal 2016 habe Akamai 19 DDoS-Angriffe verzeichnet, die ein Datenvolumen mit mehr als 100 Gbps überschritten. Eine unvorstellbare Menge Daten pro Sekunde, die auf dem Weg vom Angreifer zum Ziel Leitungen verstopfen und die Geräte wie Router und Server komplett auslasten und unbrauchbar machen.

Es gibt von solchen Vorfällen Visualisierungen, ein bekanntes Beispiel ist die Digital Attack Map, eine Kooperation zwischen Google und Arbor Networks.

Screenshot of the Digital Attack Map a project of Google Ideas and Arbor Networks

Dort gibt es lesenswerte grundsätzliche Infos zum Thema DDoS, welche Arten von böswilligen Angriffen es gibt und was diese bewirken. Es muss auch nicht immer die schiere Masse an verteiltem Müll sein, der die Ziele verschwinden lässt – manchmal sind es auch spezifisch auf einen Dienst (Webseite, Shop, E-Mail, Game-Server, Telefonie etc.) zugeschnittene Angriffe, die Protokollschwächen ausnutzen und zur Überlastung führen. Da reichen dann oft schon ganz wenige verteilte angreifende Systeme aus oder gar nur ein einfacher Rechner. Bekanntes Beispiel hierzu ist die Slowloris-Attacke.

Ein bisschen in die Richtung geht auch die Cyberthreat Real-Time Map von Kaspersky, insbesondere wenn man sich nur die Bot-Netze anzeigen lässt.

Screenshot der Cyberthreat Real-Time Map von Kaspersky

Für die Zukunft kleinerer Provider und Netzwerke sind das insgesamt keine guten Aussichten. Denn nur, wer ständig Bandbreite und mehrfach redundante Anbindungen an große Netzwerkpartner hinzukauft, gepaart mit spezialisierter Hardware die Müll-Verkehrsdaten in Echtzeit aussortieren kann, wird sich im Falle eines Angriffs noch einigermaßen behaupten können. Meiner Einschätzung nach gibt es da derzeit noch viel zu viele Provider, die nach dem Prinzip Hoffnung arbeiten.

Auf den Seiten der Digital Attack Map wird erwähnt, dass es auf dem Schwarzmarkt nur ca. 150$ kostet, eine Seite eine Woche durchgehend angreifen zu lassen.

Prost Mahlzeit.