Tag 6/2016: Die Schönheit des Minutenschachs

Mitte 2014 hatte ich mir vorgenommen, wieder mehr Schach zu spielen. Nach fast 20 Jahren Pause.

Unterbrochen war diese Zeit der spielerischen Trostlosigkeit nur während ein paar kurzen, aber lehrreichen und lustigen Episoden mit meinem damaligen Kollegen Michael. Wir spielten ein paar Partien nach, mal Klassiker, mal vom legendären Duell des Jahrhunderts – und grübelten an einem Abend eine halbe Stunde lang über den letzten Satz eines Kommentars: „Weiß erkennt den Fehler und gibt auf“.

2014 also mit einer neuen Strategie an den Start: 1. Online-Schach und 2. Minuten-Schach, auch „Bullet-Chess“ genannt. Warum Minuten-Schach? Ich will die fehlenden Schachspieljahre quantitativ nachholen 🙂

Nach aktuell nun ca. 7500 Partien kann ich tatsächlich sagen, dass sich ein Verständnis für bestimmte Muster und sinnvolle Antworten eingestellt hat. In einer Minute ist alles drin. Teilweise ergeben sich ganz passable Partien, oft nutzen die Spieler (mich eingeschlossen) aber auch einfach Zeitvorteile gnadenlos aus. Eröffnung liegt mir im Moment mehr, Schwarz muss ich noch die Schwächen der Verteidigung beheben. Aber nicht zu viel verraten.

Was ich allerdings sehr befremdlich finde, ist der Ton, den viele Spieler an den Tag legen. Die meisten Online-Plattformen bieten ja eine Chat-Funktion, die sich im Besten Fall auch ausschalten lässt. Was die Leute nur reitet, die sofort lospöbeln und beleidigen, was das Zeug hält? Oft findet man auf kommentierbaren Profilseiten von Spielern ganze Hass-Orgien. Wir reden von Schach. Komische Welt…

Doch davon abgesehen ist es faszinierend, im Minutentakt mit Leuten aus USA, Indien, China, Frankreich, Polen, der Türkei, Australien usw. usf. zu spielen.

Mal sehen, ob sich dieses Jahr mehr Offline-Schach ergibt!

/BE

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