Tag 71/2016: Traust du dich, deine Fahrradklingel zu benutzen?

Wer häufig mit dem Rad unterwegs ist, sagen wir, so häufig, dass sie den aktuellen Benzin- oder Diesel- oder Strompreis nicht kennt, wird dabei auch hin und wieder von anderen Radfahrerinnen überholt.

In vermutlich 99 von 100 Fällen wird dabei die überholende Radfahrerin nicht die zu überholende Radfahrerin durch Klingeln mit der Fahrradklingel warnen. Eine Fahrradklingel ist ein Signalgerät, um sich bei Gefahren akustisch durch Schallzeichen bemerkbar zu machen.

Meine statistisch irrelevante Umfrage hat ergeben, dass die Mehrheit der Nichtklinglerinnen denkt, die zu überholende Radfahrerin würde das Klingeln als aggressiven Akt werten und es deshalb bewusst unterlassen.

Kombiniert mit dem Glauben, dass Verkehrsteilnehmerinnen niemals spontan ihre Spur wechseln, ist das bei vielen engen Fahrradwegen usw. natürlich besonders problematisch.

Benutzt Du Deine Fahrradklingel oder traust Du Dich auch nicht?

Tag 70/2016: Schneller kapːuˈtːʃiːno in der TechBase

In der TechBase Regensburg geht es mit Siebenmeilenstiefeln voran, immer mehr Ecken bekommen ein Gesicht. Heute um 16 Uhr nach stundenlangem Staring-Contest mit dem Monitor kurz das Büro verlassen und den letzten Cappuccino bekommen (Danke!).

Danach schnell den sagenumwobenen Raum Nr. 13 aufgesucht (den Kickerraum), leider war aber gerade niemand für eine kurzes Match in der Nähe. Später wurde im Eingangsbereich bereits ordentlich für eine größere Veranstaltung „gecatert“, was mich vermuten lässt, dass einer der größeren Veranstaltungsräume wohl auch schon fertig geworden ist.

Im April ist die offizielle Eröffnung der TechBase.

Apropos Kaffee: Ende der 1970er Jahre gab es in der DDR eine Kaffeekrise.

Tag 69/2016: Eine Vorstellung von der Welt aus Überschriften, Teil 5

Heute: ZEIT Online, ca .22:15 Uhr. Die wesentlichen Satzfragmente und Trigger-Wörter. Siehe auch SZtaz, SPON und MZ.

Die Terroristen bloß nicht machen lassen, Von der Leyen darf Doktortitel behalten, Presserat wehrt Änderung des Pressecodex ab, SPD zieht laut Umfrage mit CDU gleich, Das Prominente ist politisch, Kein Englisch, Zschäpe hat an Bekennervideo mitgearbeitet, Fünf Jahre nach der Katastrophe, Zuschütten statt Aufklären, Für unsere letzte Hoffnung auf Sicherheit, Die Politik des Stacheldrahts, Verfassungsgericht erklärt Justizreform für verfassungswidrig, Im Zweifel rechts, E.on verzeichnet vor Aufspaltung Milliardenverlust, Zahl der arbeitslosen Flüchtlinge steigt, Angeklagter belastet Wohlleben wegen Mordwaffe, 13-Jähriger soll Gleichaltrigen erschlagen haben, 1 von 80 Millionen, Geisterbahnfahrt mit fragwürdigem Schauer, Einer muss den Job doch machen, Wenn nur die anderen nicht wären, Was soll das ganze Theater, Die Google-Vermeidungsmaschine, Die neue Unangezogenheit, Auf dem Rücken der Männer, Ich habe nicht gemerkt, dass zu Hause niemand war, …

An der Stelle stoppe ich mal, irre riesige Startseite. Aber: Weit weniger manipulative Überschriften, Elend und Weltuntergang als die bisher begutachteten Portale. Gut!

Tag 68/2016: Das cmd-Tab-Verhalten bei mehreren Monitoren

Ein Mac, ein Monitor, cmd-Tab aktiviert den Programm-Wechsler (Application Switcher, soweit auch unter Windows mit Strg-Tab).

Ein  Mac, zwei Monitore, cmd-Tab aktiviert den Programm-Wechsler auf dem primären Monitor (immer noch der erste Monitor oder der in den Systemeinstellungen dazu manuell konfigurierte Monitor) — es sei denn, der Programm-Wechsler erscheint plötzlich auf dem zweiten Monitor und man weiß nicht genau, warum.

Das ist dann etwas unangenehm, weil unerwartet und lenkt ab. Was tun? Wie bekommt man den Programm-Wechsler wieder auf den primären Monitor?

Die Antwort: Der Programm-Wechsler folgt dem Dock. Durch explizites einmaliges Re-Aktivieren des Docks mit der Maus oder über die Systemeinstellungen durch Drag & Drop stellt man die gewohnte Einstellung wieder her. Hier die Antwort, die ich heute dazu auf Apple.Stackexchange gefunden habe.

Tag 65/2016: Roman „Nussmann und das Boot“ von Thomas Plausz

Ein neuer Plausz ist erschienen: „Nussmann und das Boot“, 320 Seiten stark, Erstauflage 12.000 Stück. Plausz, dessen Romane in den letzten Jahren im Kielwasser des allgemeinen Krimi- und Thriller-Booms mehr und mehr Beachtung fanden, könnte mit „Nussmann und das Boot“ nun vielleicht der große Durchbruch gelingen.

Im Mittelpunkt des Romans steht die französische Agentin Michelle Labrador, die verdeckt im Bootsbauermilieu der französischen Hafenstadt Dunkerque ermittelt. Man hat gleich zu Beginn den Eindruck, dass die Kritik an seinem Vorgängerwerk „Perlentaucher atmen nicht“, er würde seine Leserinnen und Leser durch seitenlange berufsspezifische Monologe seiner Figuren quälen, von ihm eher trotzig, um nicht zu sagen fadenscheinig, weiterentwickelt wird. Er treibt es auf die Spitze, wenn er Michelle Labrador als junge Frau mit einer Inselbegabung beschreibt, die ununterbrochen fachliche Termini in enzyklopädischer Breite von sich gibt. So bleibt wenig Raum für die Charakterisierung aller anderen Personen. Was das Lesen noch erschwert, sind die vielen Handlungsstränge, die Plausz anlegt. Unvermittelt findet man sich allein auf den ersten 100 Seiten auf drei Kontinenten wieder, kurzen Episoden, die allesamt wirken wie aus bekannten TV-Serien entnommen.

Folgt man den Kommentaren in Internet-Foren, ist für fast alle Leserinnen und Leser eine Szene etwa in der Mitte des Buches der Wendepunkt für die Entscheidung, das Buch weiterzulesen. Geradezu absurd sinnlos mutet die Szene an, in der ein rustikaler Krebsfischer mit dem Namen Yves sich an einem Sonntagnachmittag mit Labrador eine Kissenschlacht in deren Wohnmobil am Hafenparkplatz liefert. Wer dies aushält, wird belohnt.

Denn ab hier entsteht die große Sogwirkung, eine Spannung, deren Entfaltung nur wenigen Autorinnen und Autoren gelingt. Plötzlich fügen sich die Handlungsstränge zu einem furiosen Ganzen, bis Labrador schließlich im Tresorraum der Nussbaum Société en Commandite par Actions eine große Verschwörung internationaler Konzerne aufdeckt, die Geld in kleinen Scheinen mit einer Wachsschicht überziehen und in frisch gefangenem Fisch (Kuckucksrochen und Grauen Doraden) eingenäht nach New York schmuggeln, um dort Politiker auf UN-Versammlungen zu bestechen.

So modern und plausibel können nur wenige Autorinnen und Autoren schreiben, Plausz ist einer davon.

Wer sich für den Roman interessiert: Einfach in den Kommentaren melden, ca. 12-16 Wochen dauert die Zustellung durch den Verlag.

Tag 64/2016: Busse überholen

Ich setze große Hoffnungen in autonomes Fahren, Level 5, gemäß Europa/USA-Klassifizierung, vor allem, wenn ich mir ansehe, was fast täglich allein an meiner Lieblingsbushaltestelle passiert. Geduld ist nicht so die Stärke von ca. 70% der Autofahrer, die ca. 30-45 Sekunden warten müssen, bis der Bus wieder weiterfährt.

Heute stand da der Bus, hinter diesem zwei Autos, die Fahrer/innen warteten ausnahmsweise. Sinnvoll, denn die Straße macht dort eine leichte Kurve, was die Situation etwas unübersichtlich macht.

Als dann der Bus anfährt, überholt von ganz hinten ein Paketdienst-Fahrer mit seinem Transporter beide Autos und den Bus. In der Kurve. Und nun muss der Paketdiensttransporterfahrer auch noch beschleunigen, denn Autos und Bus werden ja auch immer schneller. In der Kurve, jederzeit kann Gegenverkehr unvermittelt auftauchen. Und, ach ja, Tempo 30 ist auf der Straße auch noch einzuhalten. Bzw. wäre einzuhalten.

Für autonomes Fahren diskutiert man ja gerne ethische Dilemmata (soll das Fahrzeug das kleine Kind anfahren, das zwischen geparkten Autos hervorhüpft oder in die Gegenspur ausweichen und in ein Auto mit 4 Personen rammen?).

Dabei gibt es unsagbar viele Momente mehr auf den Straßen, in denen 2-Tonnen-Fahrzeuge von charakterlich fahruntauglichen $*+!§$@ in unnötigen Manövern gelenkt werden. Ein Dilemma wirkt da fast wie ein Luxusproblem.

Tag 63/2016: Fantastische Zeiten für Journalismus

Nie waren die Zeiten besser, Journalismus neu zu denken und neue journalistische Angebote anzubieten!

  • Die Bereitstellung von Inhalten ist flexibel und keiner Taktung mehr unterworfen; ein 24/7-Journalismus ist durch den gleichen Anbieter möglich; gleichwohl kann die Taktung gemäß persönlicher Neigung programmatisch (durch Personalisierung oder Bots) wiederhergestellt werden („Nachrichten zum Frühstück“, Tageszeitung, Wochenzeitung, Abendzeitung, Wochenende, stündlich, …).
  • Relevanz-Kriterien können vollständig vom „Konsumenten“ definiert werden; wohlmeinende, auch bevormundende, auch kampagnenintendierte  „Kurierung“ von Inhalten erübrigt sich.
  • Der vermeintliche berufliche Ansehensverlust ist oft weinerlich oder nostalgisch verklärt, der Konsument ist im einfachsten Fall genauso Schein-Experte („Das 15-Minuten-Internet-Wissen“); im Besten Fall weiß er es tatsächlich besser; die vierte Gewalt wird nun ihrerseits, durch die Macht der Vielen, kritischer beäugt; die im Ergebnis direkten Debatten und kritischen Diskussionen könnten als neue Qualitäten, Engagement und Politisierung aufgegriffen und weiterentwickelt werden.
  • Es besteht kein Zwang zur kontinuierlichen Veröffentlichung aus nicht-inhaltlichen Gründen („Den Platz zwischen den Anzeigen füllen“).
  • Neue technologische Entwicklungen entlasten von Routineaufgaben, Roboterjournalismus macht das Banale trivial; „geführtes“ Texten ermöglicht gleichbleibende qualitative Standards auch unter Zeitdruck (Phrasendatenbanken und mehr); Sensornetzwerke halten Einzug, Anbieter etablieren sich; Exzellenz und Kreativität sind weiterhin Abgrenzungsmerkmale.
  • Graphendatenbanken werden Gemeingut; Zusammenhänge können leichter hergestellt werden; Archivdienstleistungen können entstehen, auch durch Öffnung (und Digitalisierung) bisheriger Verlagsarchive.
  • Online herrscht Konformismus und wenig Experimentierfreude unter den Verlagsportalen; Pseudo-Perfektionismus führt zu Langsamkeit und überteuerten Investitionen; noch immer leistet man sich den Luxus der Fronten zwischen Print und Online, der Generationen-Debatten; genug Angriffsfläche für Neugründungen ohne Dünkel und Druckwerk (Naivität geht leichter neue Wege; Websites, Audio, Video & Mail sind Commodity).
  • Die Verschmelzung von Berufsgruppen ermöglicht neue Angebote; vor allem Softwareentwickler kommen mit ins Boot; statt erschlagendem Fleißaufgabenjournalismus („Seht her, ich kann Balkendiagramme, viele“) kann fachliche Expertise beim Konsumenten punkten.
  • Smartphones ermöglichen Push- und Pull; Konsum aber auch Produktion; neue Möglichkeiten des Feedbacks, der journalistischen Kontrolle und Kritik; sie machen den momentanen Ort zum personalisierten Suchkriterium für das Nachrichtenangebot.
  • Das Ende der gedruckten Zeitung ist näher denn je und damit schwinden Einstiegshürden für alternative, ökonomischere Verbreitungswege weiter: Biegsames „Papier“, Brillen, Smartwatches, Brillen, In-Ear-Funkmodule, Display-Armreifen, Würfel-Beamer; ein Eldorado für Early-Mover, Gatekeeper, Newsbroker, Start-Ups.
  • Medienübergreifendes Tracking und Datenanalyse birgt mehr Potential denn je; worüber berichtet werden muss, wo die Konsumenten „abgeholt“ werden bekommt dank Geolokalisierung einen ganz neuen Stellenwert;
  • Einnahmen für journalistische Dienstleistung werden immer dann möglich sein, wo Angebot auf Nachfrage (oder Rundfunkbeiträge) trifft; diese wirtschaftliche Banalität ist im Denken von Start-Ups stärker verankert als in vielen traditionellen Gemischtwarenläden.
  • Vor allem in gefühlt chaotischen oder unüberschaubaren Zeiten gibt es Bedarf an Ordnung und Erläuterung; Forderungen nach Transparenz, Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Vertrautem; diese Sehnsucht teilen auch die Lügenpresse-Gläubigen, wenn sie heimlich am Kiosk die Überschriften lesen und vom Korrespondentennetzwerk profitieren; auch hier Chancen ohne Ende.

Aber genug, die Erkältung ruft.

Tag 62/2016: Stressfreies Radio

Zum Frühstück nicht mehr Radio zu hören, sondern auf etwas anderes wie Google-Play-„Radio“ oder eigene Playlisten auszuweichen, ist ungeheuer stressfrei:

  • die Musik entspricht treffsicherer dem Geschmack
  • kein Gewinnspiel-Geschwafel
  • keine Werbung
  • keine brisanten Infos über Donald Trump und Hillary Clinton

Aber vor allem: Keine schlechten Nachrichten! Warum schon zum Start in den Morgen? Die Zeitung gibt’s ja auch noch, da kann man aber selektiver sein.

Wenn keine Sirene heult, ein Sturm tobt oder kein Zettel vom Wasser- und Energieversorger an der Tür hängt und ankündigt, dass irgendetwas aus Wartungsgründen abgestellt wird, bleibt nicht mehr viel übrig, was man gleich wissen muss.

Oder? Nein.