Tag 46/2016: Fahrradfahren in der Altstadt

Diese Pressemitteilung steht exemplarisch für die Befürworter und Gegner der probeweisen Öffnung der Regensburger Altstadt für Fahrradfahrer.

Persönlich finde ich es eine gute Sache, wenn Mobilität mit dem Fahrrad gefördert wird. Nach ein paar Jahren mit Büro in der Altstadt und täglichem Einblick in die Verkehrssituation ist mein Eindruck:

Insgesamt  funktioniert es gut. 20% der Fahrradfahrer fahren vorbildlich, 75% fahren ok und 5% brettern kriminell schnell durch die Gesandtenstraße.

Unter den 75% sind die, die auch am Samstag im größten Getümmel nicht Schieben wollen (aber wenigstens, wenn auch notgedrungen, langsam fahren) und die noch ein bisschen Potential beim Thema defensivem Fahren haben. Auch, weil manche Fußgänger nach wie vor gerne abrupt stehenbleiben (ist nicht verboten) oder unkontrolliert durch die Gegend rennen (Kinder, wer hätte das gedacht?).

Die 5% Highspeed-Junkies jedoch sind weit jenseits jeglicher Grauzone. Hätte es in der Probezeit der Radfreigabe konsequente Kontrollen ohne Verwarnung gegeben, vielleicht gäbe es dann weniger Gezänk im Stadtrat.

Ich hab in 12 Monaten (also auch vor der Freigabe, der „inoffiziellen Probephase“) keine einzige Kontrolle bemerkt.

Tag 42/2016: Das Albertstraße-Mysterium

Jeder Bus hat Haltewunschtasten. Stopknöpfe. Bremsdrucksignalgeber. Wie auch immer die genaue Fachbezeichnung ist. Die Haltestelle naht und Du drückst diesen Knopf und die freundliche Busfahrerin hält für Dich.

Vor etwa 15 Jahren ist mir das erste Mal bewusst aufgefallen, dass diese Stop-Wünsche auch explizit vor der Haltestelle Albertstraße geäußert werden. Der Albertstraße! Dem Bustreff vor dem Hauptbahnhof, wo der Bus niemals einfach durchfahren wird.

Seitdem fiebere ich dem Tag entgegen, an dem ich es erleben darf, dass der Bus haltewunschtastendruckbefreit in die Albertstraße einfährt. Der Tag an dem alle cool sind.

Heute war es fast soweit: Mein Bus überquerte ohne Komplikationen die Galgenbergbrücke, erreichte die Kreuzung, Tränen des Glücks kündigten sich an… Doch dann, im letzten Moment… der Blick zum Monitor: STOP. Ein weiteres Mal wurde mindestens ein Businsasse von seinem Kontrollzwang besiegt.

To be continued…

Tag 37/2016: Flotsam and Jetsam

Flotsam and Jetsam, übersetzt: „Strandgut“. Aber auch eine Band mit einer Querverbindung zu einer anderen Band.

An Strandgut musste ich denken, als ich heute den Mann sah, der im Grünbereich vor der Regensburger TechBase diversen herumliegenden Müll aufsammelte. Da lag nämlich eine ganze Menge. Well done, Sir! Aber ungefähr auf Höhe des Bushäuschens hörte ich ihn dann auf den Oberbürgermeister schimpfen und irgendwas mit „Mülleimer“. Das tat er ohne Unterbrechung und sehr laut und nur mit sich selbst und erinnerte mich damit sehr an die Bustalkerin.

Aber ist ok. John F. Kennedy hat in seiner Amtsantrittsrede von 1961 im Kontext von „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt“ ja auch nicht explizit das Fluchen bei der Umsetzung der guten Taten verboten.

Tag 36/2016: Die Bustalkerin

Die „Bustalkerin“ ist ein international wenig gebräuchlicher Fachterminus  für eine Frau („-in“) in einem Bus („Bus-“) die permanent spricht („talker“) und dabei sehr unheimlich wirkt („Stalker“).

Die Bustalkerin saß heute ganz hinten rechts. An den Bushaltestellen sagt sie nichts. Aber kaum fährt der Bus an, beginnt Sie ihre Selbstgespräche. Genauer: Selbstbeschimpfungen. Ich habe nur Sprachfetzen verstanden. Aber immerhin noch genug, um mich massiv von einer kleinen Partie Lumosity ablenken zu lassen. Dabei scannt Sie die Umgebung und merkt sofort, wenn man in ihre Richtung blickt. Blickkontakt vermeiden! Sie schimpft, gibt sich die Schuld für irgendwas, beleidigt irgendwen. Stoppt 3 Sekunden. Und wieder schimpfen.

Soooorry, irgendwann gehe ich im Bus ganz nach vorne und denk mir „Besser isses

Tag 35/2016: Der Supermarkt und der Süßstoff

Vor etwas mehr als sechs Jahren kaufte ich in einem Regensburger Supermarkt einen Flüssigsüßstoff. Keine Ahnung, wofür ich den benötigte. Jedenfalls war ich wieder in diesem Eck, den – inhabergeführten – Supermarkt gibt es noch. Und faszinierenderweise stehen die Süßstoffe immer noch an der gleichen Stelle. Und die Getränkeflaschen. Und das Obst und Gemüse. Und überhaupt alles. Exakt so. Zur Tür raus, „Freeze! Don’t move!“, sechs Jahre warten, zur Tür wieder rein. Es gibt auch noch die kombinierte Backwaren- und Wursttheke. Hinter der stehen zwei Frauen reifen Alters, die mit typisch charmant-bayerischer Art die Schüler eines umliegenden Gymnasiums mit verbalen Peitschenhieben einnorden, wenn diese ihre individuellen Wurstsemmelbestellungen aufgeben. Der Weg zur Kasse ist eng, gesäumt von ca. 7 Metern mit 300 verschiedenen kohlenhydrathaltigen Riegeln und Tafeln und Tüten. Die Kasse ist eigentlich nur so eine Art Stuhl mit einer ca. 20cm „langen“ Ablagefläche. Der Chef kassiert selbst.

Gelebte Tradition, Verlässlichkeit, Beständigkeit. Wie eine Homepage mit Verdana, #ffffcc-Farbanteil und einem Link zu Altavista.

Wir sehen uns in sechs Jahren!

Tag 26/2016: Umzüge, Minimalismus und Loslassenkönnen

Was man vor einem Umzug loswerden kann, muss man nicht mitnehmen. Also: Aufräumen. Ordnung schaffen.

Überlegen, ob ein Ding (im Folgenden: „Ding“) noch gebraucht wird oder nicht. Bin ich gesetzlich verpflichtet, Ding aufzuheben? Nein? Gut. Ist Ding wertvoll, würde ich es bei Eb*y verkaufen können? Nein? Gut. War es ein Geschenk, muss ich es 1x im Jahr aus dem Keller holen und gut sichtbar im Zimmer platzieren? Nein? Gut.

Eigentlich schon 3x gut. Aber Ding könnte vielleicht doch noch einmal wichtig werden und eigentlich nimmt es ja gar nicht so viel Platz ein und… und… – machen wir doch den Schachtel-Trick: Packen wir Ding weg und wenn wir es 4 Wochen lang nicht herausholen müssen werfen wir es weg.

So gesehen bin ich gespannt, was im noch vom letzten Umzug rumstehenden und niemals geöffneten Umzugskarton drinnen ist, der mit nur einem Wort beschriftet ist: ‚Mist‘.